Ringelspiel Dedic

Im Jahr 1910 hat sich der Vater von Anton Dedic, ein Tischlermeister aus Tschechien, sein Erbteil auszahlen lassen und ist in die "Reichshaupt- und Residenzstadt" nach Wien gezogen. Auf dem Grundstück, das damals noch von Äckern des Grundbesitzers Kuffner umgeben war, hat er Fahrräder mit Stangen an einer Achse befestigt und hatte so sein erstes Fahrradkarussell. Dann wurden Schaukeln aufgestellt und schließlich hatte die Mutter das Geschäft übernommen. In den nächsten Jahren kamen noch ein Kinderringelspiel, ein Kettenflieger eine Schießbude, Kinderschaukeln und eine "Lustige Bank" hinzu.

In den Wiener Außenbezirken gab es vor dem Zweiten Weltkrieg noch zahlreiche kleine Vergnügungsparks. Nur mehr wenige davon nahmen nach dem Krieg ihren Betrieb wieder auf. In der Steinbruchstraße waren es sogar zwei: Familie Pechacek  auf Nummer 94-96, dieser wurde 1970 geschlossen und den letzten "Bezirksprater" in Wien, Anton Dedic's Vergnügungspark in der Steinbruchstraße 39. 

Das Prunkstück, das Kettenkarussell wurde in einigen Nachkriegsfilmen als Requisite eingesetzt, z.B. in dem Film "Scherben bringen Glück" wo sich die Kessler Zwillinge auf dem Karussell tummelten. Vergnügungsparkgründer Anton Dedic hatte fünf Kinder, die nach dem Zweiten Weltkrieg mit viel Mühe wieder von vorne beginnen mussten. 1954 wurde das Ringelspiel gebaut, mit dem sie außer auf ihrem Vergnügungspark in der Steinbruchstraße bis 1984 mit verschiedenen Geschäften samt  Schaukeln und Schießbuden auf Kirtage und Bezirksfeste fuhren. Danach betrieben die letzten beiden Geschwister Josefa, geboren 1913 und Anton, geboren 1922 nur noch ihren Vergnügungspark in der Steinbruchstraße, da das Schaustellerleben zu beschwerlich wurde. Außer dem Ringelspiel gab es noch ein Kinderautodrom mit batteriebetriebenen Wagen und eine Schießbude.

Seit dem Tod von Josefa Dedic im Dezember 2002 wurde der Vergnügungspark von Anton Dedic alleine betrieben.

60 Jahre lang kam die Musik von einem Tonbandgerät aus dem gleichen Lautsprecher, hat ihr Alter durch ausgeleierte Bänder und das immer selbe Repertoire bewiesen. Diese Musik gab oft Anlass für Unmut der Anrainer.

Das Erinnerungsalbum zeigte mir Herr Dedic und erzählte öfter seine Geschichte. Ich hatte aber weder die Details aufgeschrieben noch Fotos davon. Herr Bürgmann war so nett und erlaubte mir, Text und Fotos seiner Homepage zu verwenden.

Herr Dedic ist im Oktober 2005 verstorben, damit hat das Ringelspiel seine Tore für immer geschlossen und die Ära des Bezirkspraters ist vorbei. Bezirksvorsteherin Kalchbrenner setzte sich mit Unterstützung von uns Anrainern noch sehr für eine Umsiedlung des Ringelspiels zum Schutzhaus "Am Ameisbach" ein, was der Erbe aber schließlich leider vereitelte.